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Perfect Blue

Japanisch Kanji: パーフェクト・ブルー
Erstmalig erschienen: 1997
Produzenten: Rex Entertainment, iNoks Records, Studio Cosmos, Aio Studio, Sound Box, Techno Sound
Animationsstudio: Madhouse Studios, Oniro
Kinofilm: Perfect Blue
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CHAM
Uchida
(c) 1997 by Madhouse / Oniro / Rex Intertainment, Rapid Eye Movies

 Von vergänglichem Ruhm ist das Dasein eines Pop-Idols in Japan geprägt. Wie Kirschblüten entfaltet es seinen vollen Pracht für kurze Momente, nur um dann leise zu verwelken. Mima Kirigoe ist so ein Pop-Idol. Mit ihrem mässig erfolgreichem Band "CHAM" versucht die junge Frau sich als Sängerin zu behaupten, bis eines Tages ihr Manager entscheidet, dass Mima besser als Schauspielerin versuchen sollte. Ihm befolgend nimmt sie eine Rolle in einer Krimiserie an, nur um dann festzustellen, dass der Drehbuchautor mit ihr eine ganz "besondere" Absicht verfolgt.

Die Situation verschlimmert sich, als Mima beginnt, merkwürdige Halluzinationen bezüglich ihrer früheren Identität zu entwickeln. Eine Seite im Internet, die genaustens über Mimas Leben berichtet und ihre intimsten Gedanken preisgibt lässt sie an sich selbst und an ihre Umwelt zweifeln. Und als wäre das nicht genug, treibt ein fanatischer Fan ein perverses Spiel mit ihr, das bald zum möderischen Ernst wird. Mima selbst bleibt nicht allzu viel Zeit, denn wie es scheint, soll sie das nächste Opfer in diesem surrealen Totentanz werden...

Review von Sany van Tran am 14.04.2000

Perfect Blue..
ist die Farbe der Täuschung.

Perfect Blue..
ist die Farbe der Angst.

Perfect Blue..
ist die Farbe des Todes.

Perfect Blue...
ist einer der faszinierendsten Animes, die ich bisher je gesehen habe, und zugleich auch einer der verstörendsten. Weniger wegen den extremen Gewalts- und Vergewaltigungsszenen als wegen der dargestellten psychologischen Zerstörung einer Person, die Schritt für Schritt stattfindet und dabei den Zuschauer miteinbezieht. Mima bei ihrer Reise durch diese alptraumhafte Seelenlandschaft zu begleiten erweckte bei mir fast das Gefühl, selbst verrückt zu werden. Für jedes Fragment Realität, das Satoshi Kon uns anbietet, zertrümmert er mit dem nächsten Schnitt dieses Bild wieder. Traum oder Nicht-traum, diese Frage begleitet einem während des ganzen Filmes hindurch. Und je mehr man versucht, in ihm einzudringen, desto mehr verliert man sich darin. Das ist das, was diesen Anime so fesselnd macht, und das ist das, was man als Zuschauer auf gar keinen Fall tun sollte.

"Perfect Blue"s Hauptstärke liegt darin, dass er, indem er den Distanz zwischen Medium und Zuschauer psychologisch verkürzt, einem vortäuscht, man sei selbst mit in diesen Visionen. Und dass diese Visionen wohl nie ganz entschlüsselt werden können, trägt dazu bei, dass solche Kommentare wie "Perfect Blue? Ist mir irgendwie zu verwirrend." oder "Ein sehr schöner Anime, aber ich verstehe manche Szene immer noch nicht." ihre Runde machen. Ich will damit natürlich nicht sagen, dass der Film in Wirklichkeit gar nicht so verwirrend ist, ganz im Gegenteil. Nur sollte man hier nicht davon ausgehen, dass Kon den Film so konzipiert hat, dass der Zuschauer alles verstehen kann beziehungsweise soll. Der beste Zugang zu diesem Film dürfte daher der über die Geschichte sein. Und die bittet an sich eigentlich nichts Neues, erzählt sie doch einen Thriller nach dem klassischen "Wer ist der Mörder"-Trickmuster. Umso mehr hat mich Kons Inszenierung überrascht, da es ihm offenbar weniger um die Identität des Mörders geht als um dessen Motive. In diesem Zusammenhang könnte man sagen, dass der Film nur drei wichtige Charaktere enthält: Mima, Rumy und Uchida (der Fan). Wenn man davon ausgeht, dürfte eigentlich von vorn herein klar sein, wer die Morde begangen hat. Eigentlich.

(Warnung: Dieses Review geht sehr detailliert auf diverse Teile der Story ein und enthält deswegen massive Spoiler. Wer sich die Spannung beim Ansehen des Filmes nicht nehmen will, sollte sich zweimal überlegen, ob er sich dieses Review durchliest.)
 

WER IST DER MÖRDER?
Im Ernst, ich hätte wirklich nicht erwartet, dass Uchida diese beiden Männer getötet hat. Wer so aussieht und solche Tätigkeiten nachgeht, erscheint automatisch verdächtigt und scheidet somit von vorn herein aus, da es dem Regisseur bestimmt nicht gelegen ist, dass sein Film bereits nach zehn Minuten endet, da man sicher weiss, wer der Mörder ist. Nein, es muss jemand sein, der unauffällig ist, der normal aussieht und sich auch als solches verhält. Damit ist auch der Überraschungseffekt garantiert.

Und dennoch ist Uchida unser gesuchter Mann. Auf sein Konto gehen die Morde an dem Drehbuchschreiber und dem Fotograph.

Uchida, der dies dann auch gesteht, erfüllt also genau die Erwartungen, die wir in ihm setzen. Aber mit einem haben wir natürlich nicht gerechnet, dass unser *Bad Guy* in Wirklichkeit nur eine Marionette ist. Im Nachinein erscheint alles plausibel. Rumy, in diesem Fall die Puppenspielerin, hätte ihn genau instruieren können, wie er diese Morde ausführen soll (das Ausstechen der Augen). Dann wäre sie (technisch gesehen) nur für den Mord an Tadakoro, Mimas Manager, verantwortlich gewesen.

Die Frage "Wer" spielt wie gesagt keine so grosse Rolle wie das Motiv. Aber wessen Motiv? Uchida hat kein Motiv ausser seiner fanatischen Liebe zu Mimarin. Also kommen wir zu der - meiner Meinung nach interessantesten - Figur dieses Filmes: Rumy.

RUMY
Wer ist Rumy? Mimas Co-Managerin? Eine psychopathische Mörderin? Beides, würdet Ihr sagen. Denn sie soll ja angeblich an multipler Persönlichkeit leiden. Fest steht, dass sie selbst einmal ein Pop-Idol war und selbst von dieser Welt verraten würde. Mima gibt ihr die einzige Möglichkeit, auch weiterhin als Pop-Idol in ihrer Phantasie existieren zu können. Sie lebt durch Mima. Das würde auch ihr Wut für diese Männer erklären, die Mima (und in ihrer Phantasie sie selbst) missbraucht haben. Irgendwie muss sie an Uchida herangetreten sein (höchstwahrscheinlich durch "Mima's Room"), sein labiler Zustand lässt ihm zu einem perfektes Werkzeug werden, und Rumy wusste das auszunutzen.
Als dann Mimas Schauspielerkarriere einigermassen läuft, richtet sich ihre Wut verständlicherweise gegen sie und Rumy befiehlt Uchida, dieses "Problem" zu beseitigen. Ich denke, deshalb ist sie auch zurückgekommen, um sich selbst zu versichern, dass Mima auch wirklich tot ist. Uchidas Scheitern aber veranlasst sie dazu, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

MIMA
Ihr habt euch vermutlich gefragt, warum ich mich zuerst diesen Charakteren gewidmet habe, wenn doch Mima die Protagonistin des Filmes ist. Das liegt daran, weil Mima selbst die passiveste Figur in diesem Film ist. Sie ist in ihrer Welt so gefangen, dass sie nur noch mit dem Versuch beschäftigt ist, aus ihr zu flüchten. Während alles um sie herum zusammenbricht, versucht sie nicht das Geringste dagegen zu unternehmen. Sie leidet an Halluzinationen, schön und gut. Aber wozu gibt es Psychiater? Eine normale Person würde jedenfalls einen konsultieren. Jemand schreibt über sie im Internet? Warum versucht Mima nicht, die Quelle dieser Seite ausfindig zu machen? Selbst wenn sie nicht mit der Materie vertraut ist, hätte sie ihren Manager oder die Polizei um Hilfe bitten können.

Aber was macht Mima?

Nichts. Sie läuft höchstens nur weg (beziehungsweise hinterher).

Sie ist nicht die, die die Handlung trägt. Es ist eher umgekehrt. Die Handlung hat sie im Griff. Während Kon mit dieser Porträtierung seiner Protagonistin natürlich ihre Hilflosigkeit hervorheben will, läuft ihm an manchen Stellen die Gefahr, aus ihr eine "damsel-in-distress" zu machen, die alles über sich ergehen lässt ohne jemals zurückzuschlagen. Die Szenen mit Uchida und Rumi am Ende des Filmes stellen die einzigen Ausnahmen dar, und selbst da hat Mima nur reagiert, nicht agiert.
Für eine fiktive Person aber, die angesichts eines Konfliktes nicht auf ihre Maximalkapazität (und sei diese noch so eigeschränkt) agiert, kann ein Zuschauer nicht viel mehr als Mitleid empfinden.

Diese Beschreibung klingt jetzt eher negativ, soll aber nicht so sein. Denn irgendwie passt Mimas Passivität ganz gut zum Thema des Filmes, in dem es um den Missbrauch von jungen Menschen durch die Platten- und Fernsehindustrie gehen soll. Jene gestellte Vergewaltigungsszene stellt für mich eine Art Allegorie dar, die die Praktiken der Industrie mit Personen wie Mima verdeutlicht.

Diese Erfahrung und die Nacktphotos scheinen ihr doch sehr zugesetzt zu haben. Ich vermute ihre unterdrückte Wut und ihre Scham haben diese Halluzinationen schliesslich auch ausgelöst, wobei ich aber eine Beteiligung Rumys nicht ausschliessen möchte. Das Interessante an der Beziehung von Rumy und Mima ist die Tatsache, dass sie sich gar nicht so unähnlich sind. An Rumy sehen wir, was aus Mima hätte werden können, wenn sie sich auch weiterhin als Pop-Idol versuchen würde. Die Doppelgängerin, die Mima sieht, ist das erste Anzeichen dafür, dass ein Teil ihres Unterbewusstseins sich verselbständigt hat. Bei Rumy aber ist diese Phantasieperson schon derart ausgeprägt, dass sie Rumy vollständig kontrolliert. Ohne Rumy hätte Mima vermutlich nie gewusst, wie nah sie dem Abgrund ist.
"Ohne sie wäre ich nicht die, die ich heute bin" sagte sie am Ende des Filmes.

Dieses Doppelpersönlichkeitsmotiv greift Kon in "Double Bind" nochmal auf. Mima, die darin eine Frau spielt, die ebenfalls an multipler Persönlichkeit krankt, spielt sozusagen dieselbe Geschichte, die ihr auch im wirklichen Leben wiederfährt. Die Verflechtung der Handlungen von "Perfect Blue" und "Double Bind" manifestiert sich erst richtig in der zweiten Hälfte des Filmes. Kon, der dieses verschachteltes Handlungsgerüst mit einem chinesischen Puzzle vergleicht, hebt damit endgültig die Grenze zwischen Traum, Fiktion und Wirklichkeit auf und gibt Mima der surrealen Natur ihres Seins und ihrer Umwelt frei.

INSZENIERUNGSTECHNIKEN
Dass "Perfect Blue" es schafft, seine Zuschauer mit jeder Einstellung zu fesseln und einen Schauer nach dem anderen über den Rücken zu jagen, verdankt er der bemerkenswerten Regie von Satoshi Kon, der mit dem häufigen Einsatz von assoziativen Schnitten, wo zwei Szenen wie nahtlos ineinander übergehen, die Verwirrung nur noch mehr erhöht. Da wir eigentlich gewöhnt sind, in eine Szene Schritt für Schritt eingeführt zu werden, lässt diese Art der Montage den Eindruck entstehen, der Film löst sich selbst auf. Kon entwift eine Welt, die einerseits extrem realistisch ist, andererseits aber auch unvertraut und furchteinflössend wie unser schlimmster Alptraum.

ANIMATION
Spätestens seit "Ninja Scroll" dürfte für jedem klar sein, dass der Name Madhouse für höchste Qualität steht. Und "Perfect Blue" bildet da gewiss keine Ausnahme. Die Animation ist flüssig, der Hintergrund reich texturiert und scharf. CGI wird nur da benutzt, wo es unbedingt erforderlich ist. Ansonsten lässt die Cel-Animation nichts zu wünschen übrig. Etwas, das mich dann doch überrascht hat, ist die Farbgebung. Vom Cover und der Geschichte her hätte ich einen Film erwartet, der in düsteren und sich selbst zersetzenden Farben gehalten wird. Stattdessen wurden poppige, gesättigte Farben verwendet.

Sowie alles andere in diesem Film, so wurde auch das Chara-Design auf Realismus getrimmt. Mädchen mit Stupsnasen und Waschtelleraugen wird man hier also vergeblich suchen. Mir ist aufgefallen, dass die "Bösewichte" (und damit meine ich nicht nur Rumy und Uchida) die Tendenz aufweisen, sehr kleine Augen zu haben. Ob der Chara-Designer damit deren Charakter optisch hervorheben will?

Über den Rest braucht man fast nichts mehr zu sagen, ausser dass auch hier 1A-Qualität besteht. Neben solchen Details wie dem Netscape-Zeichen haben mich vor allem die Tanzszenen von CHAM beeindruckt. Solche perfekt choreographierten (und animierten) Bewegungsabläufe habe ich bisher selten gesehen, höchstens vergleichbar mit dem Mimikspiel in Disneys Pocahontas. Dass dieser Realismus dann den Schockeffekt noch steigert, werden sicherlich viele so empfunden haben.

FAZIT
Ein wirklich beeindruckender Film, der zurecht Preise gewonnen hat. Dass der Film in Japan für klingende Kassen gesorgt hat, verwundert ein wenig, da er doch sehr direkte Kritik an der japanische Platten- und Fernsehindustrie ausübt. Und Gesellschaftskritik ist bisher eher selten in Animes zu finden. Dadurch erhöht sich der Stellenwert von Perfect Blue aber noch mehr.

Interessanterweise war Perfect Blue ursprünglich als OVA konzipiert. Als klar wurde, dass der Film fürs Kino bestimmt war, musste Kon eine Menge Szenen heraus schneiden. Hoffen wir, dass Kon bzw. Rex Ent. eines Tages entscheidet, eine "Director's Cut"-Version zu veröffentlichen. Die Originalversion soll die Geschichte nämlich viel ausführlicher (und hoffentlich auch klarer) erzählt haben.

BEWERTUNG:
Geschichte (3/5): Nichts, dass man nicht schon vorher gesehen hat. Trotzdem hält die Geschichte noch eine Menge überraschende Wendungen parat, um die Spannung noch bis zur letzten Einstellung aufrecht zu erhalten. Setzt noch ein Punkt drauf, wenn Ihr auf Psychologisches steht. Dass der Film keine 5 Punkten erhält, liegt daran, dass ihm eindeutig ein oppositionelles Gleichgewicht fehlt. Oder will jemand ernsthaft behaupten, Mima sei ein echter Gegner für Rumy gewesen?

Regie (4/5): Verwirrend, verstörend, und daher absolut passend zu diesem Film.

Dub (3/5): Persönlich empfinde ich die englische Synchro, in der ich den Film gesehen habe, als in Ordnung. Die Stimmen sind weder schlecht, noch vermögen sie mich umzuhauen. Einzig die Stimme von Mima hat an einigen Stellen zu viel des Guten getan. Ausserdem klingt es so, als hätte man ein 15-jähriges Mädchen für diesen Job engagiert. Die adaptierten Image-Songs finde ich toll und erwische mich hin und wieder dabei wie ich selbst die Melodie summe. Wohlgemerkt, ich kenne die japanischen Originale noch nicht. ;-)

Animation (5/5): Erstklassige Arbeit, die vor allem durch ihren Detailreichtum und ihre extreme Realitätsnähe besticht.

Musik (4/5): Minimalistisch, aber in ihrer Ausführung sehr effektiv. Ich bekomme von dieser nervenaufreibenden Verfolgungsszene in der Mitte des Filmes, wo Mima sich selbst jagt, immer noch Alpträume.

Gesamt (4/5): Ein Werk, das mit dem Klischee der Magical-Girl-Giant-Robot-Martial-Arts-Animes gnadenlos abrechnet. Und auch wenn es etwas abgenutzt klingt, den Begriff der "Tour de Force" zu verwenden, "Perfect Blue" ist eine. Das und noch mehr.


Von:  Cupcake-Aluna
08.07.2010 20:22
Action
Romantik
Humor
Anspruch
Handlung
Gesamt
Ich kaufte mir diesen Film auf gut Glück, da mich der Text auf der DVD Rückseite neugirieg gemacht hatte.
Als ich mir den Anime ansah fesselte mich dieser Anime vom ersten Moment an, auch wenn er teilweiße mich irritierte von der Handlung...
Aufjedenfall ein Anime für Erwachsene und zu empfehlen!!!

DVD
Cover


Termin: Juni 2010 - Firma: Rapid Eye Movies - erschienen
Cover


Termin: September 2003 - Firma: Rapid Eye Movies - erschienen
Cover


Termin: März 2012 - Firma: Alive - erschienen
Cover


Termin: Mai 2009 - Firma: Rapid Eye Movies - erschienen
Blu-ray
Cover


Termin: Juli 2016 - Firma: Alive - erschienen
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